Europasymposium 2017
Warum sollten die Drechsler prüfen, ob sie ihre Haftungskette besser absichern müssen? Wie ertrage ich besser Gegenwind und Niederlage? Was ist beim Strählen von Gewinden an kleinen Dosen zu beachten? Und wer gewann den Drechslerwettbewerb zum Thema „offen“: Fragen über Fragen, die alle beim Eurosymposium 2017 beantwortet wurden – und noch viele mehr.
„Früher mussten wir nach Geschäft für unsere Leute suchen, heute suchen wir nach Leuten für unser Geschäft“ – so lautete die Aussage eines Drechslers bei der Innungsversammlung der Drechslerinnung Baden-Württemberg, mit der das Symposium jedes Jahr beginnt. Dass wieder mehr auf regionale Produkte, auf Qualität und Individualität gesetzt wird, spielt den Drechslern in die Hände.
Schnell gingen die Wahlen über die Bühne: Markus Günther wurde als Innungsmeister bestätigt, sein Stellvertreter bleibt Kurt Knauber. Den Vorstand komplettieren die Beisitzer Christof Beck, Bernhard Schnee und Johannes Wurster.
Die Frage nach der Haftungskette beantwortete Geschäftsführer Ewald Heinzelmann, der viele gute Tipps für die Chefs unter den Drechslern dabei hatte. Ab 2018 gilt nämlich ein neues privates Baurecht, nachdem der Hersteller eines Produkts bei Mängel nicht nur für das Produkt selbst haftet, sondern auch für die Ein- und Ausbaukosten.
Die jährliche Exkursion führte in das Flößerstädtchen Schiltach, wo Stadtführerin Martina Baumgartner charmant, unterhaltsam und informativ von der Flößerei vergangener Zeiten berichtete.
Das Programm am Samstag und Sonntag war die gewohnte Mischung aus Wissenswertem, die in diesem Jahr besonders viele Teilnehmer anzog. Klaus Schunke von tempus-consulting animierte zu einem besseren Online-Marketing und verwies auf die kostenlosen Möglichkeiten etwa eines Wikipedia-Eintrags, Facebook und Google plus. Drei Dinge seien wichtig, den Betrieb und sich selbst voranzubringen. Das Hirn muss klären „Was will ich?“, das Herz „warum?“ und die Hände müssen es tun. Tagebuch schreiben, Blockweise arbeiten waren weitere Schunke-Tipps.
Die Zukunft kann nur gestalten, wer die Vergangenheit kennt. Das war der Hintergrund für Vorträge von Agnes Graf-Then von der Handwerkskammer Mittelfranken über den Kunstdrechsler Johann Engelhardt Saueracker, von Valentin José Kammel aus Berlin über die Rekonstruktion einer spätmittelalterlichen Dockenbank, von Andrea Häussler über die Drechselkunst der Vorfahren und vom zweiten Bundesinnungsmeister Wolfgang Miller, warum das Drechslerhandwerk dringend als schützenswertes Kulturgut ins Unesco Weltkulturerbe aufgenommen werden muss.
Und dazwischen gab es ganz viel Gegenwart: Christine Polheim zeigte an der Drehbank im Keller die Kniffe, die es braucht, um ein Gewinde in ein kleines Döschen zu strählen, Martin Adomat stellte seine Technik „Dose in der Schale“ vor, und Drechsler diskutierten rund um die Drehbank diverse Kniffe und Tipps.
Über mehrere Stunden bewertete die Jury die Wettbewerbsarbeiten für den Internationalen Drechslerwettbewerb zum Thema „offen“. In der Hauptklasse gewann Kaspar Straub aus Rückholz vor Rainer Mewes aus Eliasbrunn, Patrick Hess aus dem Züricher Oberland (CH) und Martin Adomat aus Lengenwang.
In der Klasse B siegte Gottfried Huss aus Rheinfelden, und bei den Lehrlingen machte Jonas Pinne (Ausbildugsbetrieb Hans-Georg Weiß aus Sontheim) das Rennen vor Christian Fust (Werner Stauffacher, Entebüel, CH) und Silvan Krebser (Ausbildungsbetrieb Thomas Meier aus Herzogenbuchsee, CH). Einen besonderen Dank richtete Markus Günther an die Sponsoren der sehr attraktiven Preise: Maderas Drechselbedarf, Drechselstube Neckarsteinach, Drechselzentrum Erzgebirge, Drechsler Magazin und Killinger Maschinen.
Das nächste Eurosymposium findet vom 2. bis 4. März wieder in Oberwolfach statt. Hans Weißflog hat sich bereits als Referent angekündigt. Und das Thema des Internationalen Drechslerwettbwerbs lautet. „deux pièces – two parts – zwei Teile“
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